Ein junger Student drückt seine Zigarette aus und steigt in die Straßenbahn ein. Es war ein langer Tag, und genauso schnell wie es dunkel wurde, so wird auch dieser Tag bald sein Ende nehmen. Er starrt in die volle Tram hinein. Müde Gesichter betrachten ihn mimiklos. Zum Teil schenken sie ihm auch keine Beachtung und schauen, genauso wie seine Augen, in die geschmacklose Straßenbahn hinein, in die müde Menge. Nur wenige Augenblicke sind vergangen, und es fühlt sich alles wie in Zeitlupe für ihn an. Die sich langsam schließenden Türen und die einsteigenden Menschen, die sich müde einen Platz suchen, scheinen sich langsamer zu bewegen als gewohnt. Er legt seinen Kopf schief, doch die Straßenbahn folgt dem Blick. Alles steht Kopf, und die Schwerkraft scheint ausgefallen zu sein. Ein Unfall mit einer entgleisenden Straßenbahn, die sich nun auf dem Kopf befindet und sich langsam immer weiterdreht? Das ist unvorstellbar unlogisch. Doch als es nicht seltsam genug werden konnte, fällt dem jungen Studenten etwas auf. Entweder stehen alle Menschen mitsamt der Tram auf dem Kopf oder er selbst! Wirklich seltsam. Nun schließt sich allerdings langsam der Zeitlupensalto, und die Menschen bewegen sich von der Schräge wieder in die Gerade, als ob alles normal wäre! Und… piep piep piep. Er war auf seinem Platz eingeschlafen und hat doch tatsächlich seine Haltestelle verpasst. „Eine interessante Abwechslung zum Alltag“, denkt der Student sich innerlich und muss lachen. Ein paar müde Gesichter betrachten ihn seltsam, bis er aussteigt und die Tram weiterfährt. Auf dem nun etwas längeren
Nachhauseweg denkt er noch viel über den Traum nach. Wo man früher noch von Fantasie und Geisterwesen träumte, ist es nun wohl ausschließlich der Alltag, der sich in die Träume hineinschleicht und alles miteinander vermischt. Kann sich der Kopf überhaupt erholen, wenn der Alltag einen 24/7 begleitet? Egal ob Realität oder Traum, es ist kaum zu unterscheiden. Das könnte ein Grund für dauerhaften Stress sein. Doch wie wirkt man dagegen? Ohne einen ständigen Urlaub, ohne Pflichten zu vernachlässigen… das scheint wohl eine Lebensaufgabe zu sein.
Sei der Erste der einen Kommentar abgibt